Nobelpreisträgerinnen – unmittelbar und nah

Als die Einladung des Initiativkreises Mönchengladbach unsere Schule erreichte, war für 17 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 10 und Q1 und ihre Kurslehrerinnen und -lehrer schnell klar, dass sie sich die Gelegenheit fünf Friedensnobelpreisträgerinnen aus vier Kontinenten live erleben zu dürfen nicht entgehen lassen wollen.

Mairead Maguire aus Irland, Tawakkol Karman aus dem Jemen, Shirin Ebadi aus dem Iran, Rigoberta  Menchú Tum aus Guatemala und Jody Williams aus den USA wussten ihr Publikum dann auch zu begeistern und tief zu berühren: Sie boten dem Publikum ein Kaleidoskop unterschiedlichster Erscheinungsbilder, unterschiedlichster kultureller und religiöser Hintergründe, unterschiedlichster Temperamente und Redestile und dialektaler Färbungen, unterschiedlichster Herkunftssprachen (in fünfsprachiger Simultanübersetzung) – und dennoch erstaunlichen Gleichklang in immer der selben Zielperspektive: „Menschen sind keine Bedrohung, sie werden zur Bedrohung durch Ausgrenzung.“, „Wir dürfen die Mauer in unseren Herzen nicht zulassen!“ (Shirin Ebadi), „Militärische Gewalt kann niemals Konflikte lösen!“ (Mairead Maguire).

Die Nobelpreisträgerinnen berichteten von ihren Erfahrungen und ihrem Wirken. Sie machten authentisch deutlich: Es ist nicht leicht von dem (häufig persönlich erlittenen) Terror und den Menschenrechtsverletzungen in der Öffentlichkeit Zeugnis abzulegen. Doch es gehört ebenso zu ihrem Wirken wie der Aufruf zu friedlichem Protest gegen Unrechtsregime, Diktaturen – und spaltender, populistischer Politik, die für eine „Celebrityfication“ (Jody Williams) einer Gesellschaft sorge, in der nicht mehr Politik, sondern der „Gossip“ (der Klatsch über Prominente) die Nachrichten bestimme.

Auch humorvolle Anklänge fehlten nicht. So brauchte Jody Williams, die 1997 den Friedensnobelpreis für ihre internationale Kampagne gegen Landminen bekam, auf die erste Interviewfrage, betreffend die aktuelle politische Lage in den USA, lange Bedenkzeit – um schließlich zerknirscht zu äußern: „…Ich versuche nicht zu fluchen… Meine Mutter ermahnt mich immer wieder, dies sei dem Image einer Friedensnobelpreisträgerin nicht angemessen.“

Als herausragende – und doch fassbare Persönlichkeiten präsentierten sich diese fünf Frauen an einem für alle unvergesslichen Abend. Und wer hätte gedacht, dass es am Ende der Veranstaltung noch zu einem persönlichen Austausch kommen würde zwischen unserer Schülergruppe aus der Q1 und Mairead Maguire (Friedensnobelpreis 1976 mit Betty Williams für ihre Friedensbemühungen im Nordirland-Konflikt). Diese steuerte nach der Veranstaltung zielgerichtet auf Rachel Erhahon unserer Q1 zu, welche in der unterrichtlichen Vorbereitung just über diese Nobelpreisträgerin und ihr Wirken ein Referat gehalten hatte und gleich eine Konversation starten konnte. Frau Maguire ließ es sich nicht nehmen, jedem einzelnen Schüler die Hand zu schütteln – und war zu einem gemeinsamen Foto gern bereit. Rosalie Weber (Q1) sagte unmittelbar nach der Veranstaltung: „Fachliches ist schon wichtig. Aber ehrlich: Ist das, was wir heute Abend an Menschlichkeit gelernt haben, nicht viel wichtiger?“

Und was nehmen wir mit in unseren Alltag? Diese Frage bestimmte das Gespräch im Unterricht auch am nächsten Tag. Eine Schülerin aus Stufe 10 bemerkte: „Stark sein. Das heißt nicht nur später im Beruf erfolgreich sein, Karriere machen – sondern Zivilcourage zeigen. Das ist auch Stärke.“ Und Kai Stormanns (Q1) resümierte für sich: „Starke Frauen sollten mehr Aufmerksamkeit bekommen.“ Wer würde nach einem solchen Abend widersprechen wollen?